Keschtnschelln am 01.03.2011
"String, Strong, Gloggaklong, Glick indern Haus, Glick außern Haus, mocht an guat´n Langez aus! Lott di Kiah aus!“ rufen die Tauferer Schulkinder am 01.März beim „Keschtnschellen“.
Sie laufen durch das Dorf und schellen kräftig mit den umgebundenen Kuhschellen. Begleitet von den Lehrpersonen, wird dieser alte Brauch alljährlich, im Besonderen vor den Bauernhöfen, gepflegt. Der Winter soll vertrieben und der „Langez“ (Frühjahr) eingeläutet werden.
Früher war Taufers ein reines Bauerndorf und die Leute waren heilfroh, wenn die Kühe früh auf die Weide getrieben werden konnten, denn im Stadel war meist zu wenig Heu für zu viel Vieh.
Von den Dorfbewohnern gerne angenommen, bekommen die Schulkinder Zuckerlen oder Geld, was für die Ausflüge verwendet wird. In früherer Zeit erhielten die Kinder durch lauten Gesang und Geläut getrocknete „Keschtn“ (Kastanien), daher der Name.
Diesen Brauch vom „Keschtnschelln“ gibt´s nur in Taufers, sonst nirgends in Tirol. Es ist ein sehr alter Brauch, vielleicht heidnischen Ursprungs. Von den Faschisten verboten, wurde er in den 80er Jahren auf Initiative der Lehrer wiederbelebt. Der Chalandamarz im Val Müstair und Engadin ist ähnlich.
Zusselrennen am 03.03.2011
Das Zusslrennen ist sicher ein einzigartiger Brauch, der alljährlich am Unsinnigen Donnerstag in Prad am Stilfserjoch stattfindet. Die Figur der Zussl stellen ausschließlich Burschen und Männer aus dem Dorf dar. Sie sind von Kopf bis Fuß ganz in Weiß gekleidet und mit bunten Maschen und Krepppapierblumen geschmückt. Um die Mitte des Leibes tragen sie Kuhschellen, die sich durch ihre Größe auszeichnen und meist über 20 Kilo wiegen. Uralte Fruchtbarkeitskulte werden damit in Verbindung gebracht. Stundenlang lärmen nun die „Zussln" mit ihren kiloschweren Schellen und vertreiben so die bösen Geister und die Winterkälte und wecken das Korn auf.
Maschger am 06.03.2011
Einzigartige Brauchtumsform im alttiroler Raum. Verschiedene Charaktere tanzen in den Gasthöfen von Prad am Stilfserjoch. Die Bedeutung der Maschger ist bis heute noch unklar. Sobald die „Maschger" ein Gasthaus betreten, eröffnet der „Bajaz" den Tanzreigen. Er trägt ein kariertes Kostüm, eine weiße Halskrause, einen mit bunten Bändern und Blumen geschmückten Spitzhut und einen Stab mit dem er den Takt zur Zieharmonikamusik schlägt. Hinter ihm, in Zweierreihen aufgestellt, warten bereits die acht Paare auf ihren Auftritt. Alles Männer tanzen zu je einer anderen Melodie. Seit einigen Jahrzehnten ist es üblich, dass auch einige junge Schuhplattler auftreten, bevor dann das letzte Paar „Zoch und Pfott" auftanzen. Diese zwei Gesellen rufen bei den Zuschauern die größte Begeisterung hervor, ihr plumpes und ausgelassenes Auftreten ist jedes Jahr eine Gaudi bei den Zuschauern. Sie tragen Gummilarven, damit sie nicht erkannt werden, sind in Lumpen gekleidet und demonstrieren augenscheinlich die Fruchtbarkeit. Nachdem alle einmal aufgetanzt haben, gibt es einen Rücktanz, bei dem sich aber nur noch sechs Paare beteiligen, einige davon gemeinsam. Inzwischen sammelt der Bauer mit seinem großen Hut freiwillige Spenden ein, die Bäuerin bestellt Getränke für die „Maschger". Das Zigeunerpaar begibt sich hinter die Theken und stiehlt den Wirten Wein- und Schnapsflaschen, auch entwenden Sie den Zuschauern oft mit List Getränke und Zigaretten. Wenn der Zieharmonikaspieler zuletzt das Lied „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus" spielt, verabschieden sich die „Maschger" vom Gasthaus und ziehen singend in das nächste.
Scheibenschlagen am 13.03.2011
Das Scheibenschlagen im Vinschgau – von Schlanders bis Mals -ein alter Südtiroler Brauch: flackerndes Feuer, brennende Holzscheiben…
Die Woche vor dem ersten Fastensonntag entwickelt die männliche Jugend in den Ortschaften von Schlanders aufwärts auf einmal eine rege Tätigkeit: Holz und Stroh werden gesammelt, Erlen oder Fichtenstämme von etwa zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimetern Durchmesser werden in zwei Zentimeter dicke Scheiben zersägt, die ein Loch in der Mitte erhalten.
Am ersten Fastensonntag, dem "Kassunta" sieht man dann an sichtbaren Stellen die "Larmstange" oder "Kasfängga" oder "Hex" aufgestellt: hohe, strohumwickelte Stangen mit kreuz- und Verbindungen, in denen Volkskundler männliche und weibliche Symbole zu erkennen glauben.
Oft sind die Querbalken des Kreuzes nach unten zum Schaft hin zu einem Dreieck verbunden, dessen Deutung als uraltes Symbol für Weiblichkeit und Fruchtbarkeit nicht schwer fällt. Ein Symbol, das uns in allen Frühzeitkulturen begegnet und auch heute noch bei "primitiven" Völkern anzutreffen ist.
Mit beginnender Dunkelheit ziehen die Scheibenschlager mit Scheiben und Haselnussstecken hinauf zur Hex oder Kasfangga, die bei Einbruch der Nacht angezündet wird. Das Anzünden bedeutet fast den Höhepunkt, aus voller Kehle wird dabei geschrieeen: dieses Lärmen sollte wohl ursprünglich Unheil abwehren und die Winterdämonen vertreiben. Seit dem Aufstellen ist die Hex bis zum Abbrennen bewacht worden. Es gibt nämlich keine größere Blamage, als wenn in einem Dorf die Hex von einem Jungen aus einer anderen Ortschaft frühzeitig in Brand gesteckt wird.
Anschließend werden die bereits vorgefertigten Scheiben mit einem Haselnussstecken ins Feuer gehalten. Sind sie genügend angesengt, werden sie aus dem Feuer geholt und mit dem biegsamen Stock kreisförmig geschwungen, bis sie vollends aufglühen. Während des Schwingens wird ein Reim aufgesagt der Fruchtbarkeit und Erntesegen für das Jahr beschwören soll. Der gebräuchlichste Spruch lautet folgendermaßen:
Kas in der Tosch
Wein in der Flosch
Korn in der Wonn
Schmalz in der Pfonn
Pfluag in der Eard
Schaug, wia main Scheibele ausigeat
Ist die Scheibe schön abgesprungen und "gut gegangen", dann bringt Sie Glück. Natürlich hat dieser Fruchtbarkeitskult auch seine erotische Komponente: viele Scheiben sind bekannten und heimlichen Liebespärchen gewidmet.





